Um ja ein Baseball-Cap der Bridgeport Bluefish zu bekommen, sind wir schon eine Stunde vor dem eigentlichen Baseball Spiel im Stadium angekommen. Mit uns noch ein paar andere Baseball Verrückte. Unsere Plätze, von einem Platzeinweiser sauber gewischt, waren direkt über der Spielerkabine der Heimmannschaft. So hat man nicht nur einen guten Blick, sondern auch die beste Möglichkeit einen Baseball von den Spielern zu gerollt zu bekommen, zumindest wenn man sechs Jahre alt ist und ein Lächeln hat das Steine erweichen könnte; mit dreiundzwanzig hat man es da schon schwerer.
Sowieso hatte man das Gefühl das ganze Spiel sei ein reiner Kindergeburtstag, denn mindestens fünfzig Prozent des eher leeren Stadions dieses in einer zwar professionellen, aber unbekannten Liga spielenden Teams, bestand aus Kindern, die zum Teil wirklich Geburtstag feierten und wenn nicht zumindest im Kids Club waren und so ist mehr oder weniger jedes Kind einmal aufs Spielfeld gekommen und freute sich riesig darüber dort ein Foto machen zu dürfen.
Während die Kinder am Spielfeldrand fotografiert wurden, wurde das Stadion vorbereitet. Das heißt die weißen Linien, die das Spielfeld begrenzen wurden nachgezogen und der Sand auf dem die Spieler später rennen sollten, wurde sorgfältig gleichmäßig bewässert.
Um kurz vor 6 begann sich dann das Spielfeld zu füllen, aber nein, immer noch nicht mit den Spielern. Denn nun liefen erstmal Fahnenträger das Spielfeld entlang mit Fahnen aus Irland, wobei mir nicht ganz klar war, warum. Dann kam ein niedlicher Kinderchor, der aber nicht singen konnte, um die Nationalhymne zu singen, für die natürlich nun auch endlich die Mannschaft aufs Feld durfte, und dann deutlich bessere erwachsene Sänger für die irische Nationalhymne.
Ohne einen Anpfiff, sondern nur mit dem Wurf des Balles ging dann das Spiel los, bei dem in neun Runden, so genannten Innings , versucht wird so viele Spieler wie möglich zur Homebase zurückzubringen. Die ersten vier Innings brachte ich damit zu dieses nicht ganz einfache Spiel zu verstehen. Um es zu erklären sollte man es sich aber am besten anschauen, deswegen werde ich jetzt hier nicht ausholen. Aber im Grunde genommen, steht die verteidigende Mannschaft auf dem Platz verteilt und einer von ihnen wirft einen Ball, den dann jeweils einer aus dem angreifenden Team versucht zu schlagen, dafür hat er eine bestimmt Anzahl von Versuchen. Die Verteidigung versucht dann diesen Ball zu fangen und wenn sie es nicht schafft, dann dürfen die Spieler der angreifenden Mannschaft eine Base weiter, außer die Verteidigung schafft es sie mit dem Ball zu berühren. Zum Teil gibt es also sehr lustige Fangen-Spiele auf dem Platz, wenn sie versuchen den Spieler zu berühren. Es gibt nur Punkte für die Spieler, die in einem Inning zurück in die Homebase kommen.
In jedem Inning tauschen die beiden Mannschaften einmal die Plätze, also von Angriff zur Verteidigung . Und bei jedem Wechsel muss sich die Mannschaft wieder warm machen, sodass immer wieder Pausen entstehen, in denen Verlosungen stattfanden oder Spiele oder kurze Partymusik-Einspieler, zu denen die Stadionsprecher hinter ihren Glasfenstern zu Discolicht rockten. Tradition ist auch, dass nach der Hälfte des Spieles in der Pause alle aufstehen müssen, weil man dann lange genug rumgesessen hat, und dann alle zusammen tanzen, bei uns zu dem „Cha Cha Slide“-Song.
Sowieso ist das ganze Baseballspiel sehr entspannt, man schaut nicht die ganze Zeit gebannt aufs Feld, sondern unterhält sich ganz normal und holt sich mitten im Spiel etwas zu essen. Da das zu dem rundum USA-Erlebnis gehört, habe ich natürlich auch etwas geholt, einen überteuerten Hot Dog. Und auch wenn ich schon vorher gewarnt wurde, wie schlecht er ist, wurden meine Erwartungen noch übertroffen. Auf jeden Fall das pappigste Brötchen und die trotz Fett geschmackloseste Wurst, die ich je hatte. Also das perfekte Essen für ein Baseballspiel. Ich hab mich richtig amerikanisch gefühlt.
Nach der Hälfte der Innings wusste ich dann langsam bevor es auf der Tafel angezeigt wurde, was für ein Schlag es gewesen ist und ob der Punkte bringt. Sodass ich mcih nun der Spieltaktik widmen konnte. Für jeden Spieler wird immer die Statistik angezeigt, wie präzise er trifft und wie schnell er rennt. Also haben wir heiß diskutiert, warum welcher Spieler wann eingesetzt wird, da der Trainer die Reihenfolge immer neu festlegt. Eine andere stark dikutierte Entscheidung ist die des Wechsel des Werfer. Auch hier gibt es Statistiken, die einem Aufschluß über die Gründe des Wechsels geben.
Da nach neun Innings Gleichstand war mit zwei Punkten für jede Mannschaft, wurde um ein Inning verlängert. Und um das nächste. Und um das nächste. Am Ende gab es 14 Innings und die auswärtige Mannschaft gewann mit 7:3, weil sie im letzten Inning drei Spieler in die Homebase bekamen. Das ganze Spiel hat vier Stunden gedauert und wenn man sich überlegt, dass sie es in dieser Zeit nur geschafft haben sieben bzw. drei Spieler weiterzubekommen, ist es doch ein sehr ereignisloses Spiel. Meistens schaffen die Spieler es noch nicht mal zur ersten Base. Damit Baseball auch in anderen Ländern beliebt wird, muss man also meiner Meinung nach den Schläger größer machen, damit es einfacher wird zu treffen. Aber ich bin mir nicht ganz sicher, ob die Amerikaner das überhaupt wollen, dass man bei dem Spiel wirklich rennen und dann als Zuschauer auch mehr aufpassen muss….